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Zu den Qualitäten von Los Angeles gehört nicht zuletzt die Pazifikküste, bekannt sowohl als Wohnort und Tummelplatz diverser Berühmtheiten wie auch als Kulisse für zahllose Filme. Legenden ranken sich um das Strandleben von Greater L.A. - zum Beispiel um den Muscle Beach von Venice (dessen Attraktionen schon Thomas Mann in seinen Zeiten in Pacific Palisades zu schätzen wusste) und die Partys von JFKs Schwager Peter Lawford in den 60er-Jahren in Santa Monica.
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Auch die erste Garde Hollywoods lebt gern am Wasser
Zwar residieren Stars wie Brad Pitt und Angelina Jolie, Julie Andrews, Goldie Hawn und Kurt Russell, Steven Spielberg oder Barbra Streisand vor allem in Malibu am nördlichen Ende der Bucht von Santa Monica. Aber auch Santa Monica selbst hat glamouröse Adressen zu bieten.
Dort befinden sich zum Beispiel direkt nebeneinander am Strand die Fünfsternehäuser "Casa del Mar" und "Shutters on the Beach". Das Hotel "Casa del Mar" ist ein Palast aus den 20er-Jahren mit grandioser Lobby, Turmsuiten und Pool auf dem Dach, während "Shutters" eher an ein sportlich orientiertes Publikum appelliert.
Sopping. Shopping. Shopping
Wenn man nicht am Strand ist in Santa Monica, macht man das Gleiche wie Jennifer Aniston, wenn sie nicht am Set ist: einkaufen. In der Third Street Promenade und ihren Seitenstraßen finden sich diverse Geschäfte unterschiedlicher Güte und Klasse: von gut sortierten Funky-Vintage- oder Bohemian-Skater-Kollektionen bei Urban Outfitters oder Vans über den Buchhändler Barnes & Noble und zahlreiche Coffeeshops bis hin zu Specialty Stores, von denen man unbedingt den Secondhandshop Wasteland an der Fourth Street besuchen sollte. Hier findet man T-Shirts, die es sonst nirgends gibt. Auf beiden Seiten an der Kreuzung Fifth Street und Broadway liegt außerdem Fred Segal. Das ist eine Ansammlung von 23 Boutiquen, die nach Eigenwerbung "the hottest of everything" anbieten. Nicht selten läuft man hier Berühmtheiten wie Julia Roberts oder Pamela Anderson über den Weg.
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Und wenn man dazwischen eine kleine Stärkung braucht, empfiehlt sich an der Main Street die vergangenes Jahr eröffnete Zweigstelle des "Urth Caffé". Das Original befindet sich in West Hollywood, und der Lebenshaltung West Hollywoods entsprechend, ist die Speisekarte total organisch. Aber der Lebenshaltung Kaliforniens entsprechend sind die Portionen auch riesig, und alles schmeckt wirklich köstlich.
Aussicht über die Stadt
Gerne essen hier Schauspieler, Autoren und Produzenten, denn Santa Monica beherbergt unter anderem MTV, Sony, Universal Music sowie die Produktionsfirmen von George Lucas und Jerry Bruckheimer. Dann sind da noch die klassischen Attraktionen Santa Monicas, die morbiden Charme versprühen: der Pacific Park, ein Vergnügungspark aus den 20er-Jahren auf dem Santa Monica Pier am Strand, mit Autoscootern und Achterbahnen und dem berühmten Pacific Wheel, dem ersten solarbetriebenen Riesenrad der Welt, das an klaren Tagen eine famose Aussicht über Los Angeles garantiert.
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Der Pier selbst lässt sich bis 1912 zurückverfolgen, das ist für hiesige Verhältnisse schlechterdings historisch. Und direkt am Eingang zum Pier, linker Hand, befindet sich "The Lobster", eines der besten Restaurants von Santa Monica mit hervorragenden Hummerspezialitäten. Wir essen hier mit der Filmproduzentin Julie Friedman und sprechen darüber, dass Teri Hatcher wirklich Furcht einflößend dünn ist (das Fernsehen packt ja noch mal zehn Pfund drauf) und Larry David im richtigen Leben ungefähr so überdreht wie in seiner Show "Curb Your Enthusiasm".
Der fünfeinhalb Kilometer lange Santa Monica State Beach ist einer der breitesten Strände Kaliforniens. Die großen Promenaden laden zum Radfahren oder Rollerbladen ein (wenn irgendwo auf der Welt Rollerbladen von stilistischer Warte aus gerade noch zulässig ist, dann hier). Wer sich besonders sportlich fühlt, kann den South Bay Bicycle Trail entlangfahren, der eine Gesamtlänge von 35 Kilometern hat und Richtung Norden von Santa Monica aus über Pacific Palisades bis nach Malibu reicht.
Wir aber bewegen uns auf ihm von Santa Monica aus ein Stückchen Richtung Süden, und zwar nach Venice, jener kleinen Stadt, die 1905 von einem exzentrischen Zigarettenmillionär namens Abbot Kinney gegründet und nach dem Vorbild Venedigs mit Kanälen durchzogen wurde. Die meisten Kanäle wurden nach Kinneys Tod und der Eingemeindung von Venice in die Stadt Los Angeles wieder zugeschüttet, um Straßen zu bauen.
Venice war in den 60er- und 70er-Jahren ein Hippie-Mekka. Später wurde es hier ziemlich ungemütlich, es gab bestimmte Demarkationslinien, hinter denen "The Hood" begann, jene Gegend, in der rivalisierende Banden von Crackdealern sich regelmäßig Schießereien lieferten. Davon ist jetzt nichts mehr zu sehen; alles sieht hübsch und sauber aus, und die Immobilienpreise sind, wie überall in Venice, explodiert.
Aber ein ganz feiner Hauch von Hippietum und Flower-Power liegt immer noch in der Luft, und wenn Santa Monica eher ein bisschen Jennifer Aniston ist, dann wird Venice verkörpert durch Dennis Hopper, der sich hier ein Haus kaufte, als die Gegend noch verrufen war. Inzwischen wohnt allerdings auch Julia Roberts hier. Schon daran sieht man, dass der Unterschied eben nur noch ein feiner ist.
Sehen und gesehen werden
Einen Spaziergang über die Promenade von Venice Beach unternimmt man am besten am Samstagnachmittag. Dann ist massenhaft Volk unterwegs, vorwiegend weißes Mittelklasse-Amerika. Früher war die Promenade ein Ort für Freaks und Outlaws, die sich hier inszenieren konnten. Jetzt wird die Szene von touristisch orientierten halb professionellen Straßenartisten und -händlern beherrscht.
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Dafür ist unter anderem verantwortlich, dass man neuerdings eine "Erlaubnis zur freien Rede" ("Freedom of Speech Permit") braucht, um an der Promenade irgendetwas darzubieten. Nur noch wenige Renitente weigern sich, diesem Paradoxon zu genügen, wofür sie regelmäßig Strafe zahlen müssen.
Und da wir bei den Vorschriften sind, die im Land der unbegrenzten Möglichkeiten manchmal auf skurrilste Art eskalieren: Alkohol ist am Strand streng verboten.
Zum Mythos von Venice gehört die typisch kalifornische Kombination von Sonne und Körperbewusstsein, und das heißt nicht zuletzt: Muscle Beach. Dabei handelt es sich eigentlich nur um eine Art Open-Air-Gym an der Strandpromenade, und es kann passieren, dass dort, auch bei Sonnenschein, niemand ist, weil gerade niemand trainieren will. Wer also Heerscharen von in der Sonne glänzenden Bodybuildern erwartet, wird möglicherweise enttäuscht.
Doch es gibt, etwas weiter weg vom Wasser, als Alternative Gold's Gym, auch bekannt als "The Mecca of Bodybuilding". Gold's ist inzwischen eine Fitnessstudiokette, hier in Venice steht aber das Mutterhaus, wo schon Arnold Schwarzenegger, Muhammed Ali und Hulk Hogan trainierten.
Und wenn wir den South Bay Bicycle Trail noch ein Stückchen weiter Richtung Süden hinabfahren (oder hinablaufen), landen wir in Marina del Rey, einer idyllischen kleinen Gemeinde mit einem imposanten Jachthafen und niedlichen bunten Fischerhäuschen drum herum. (Die sind allerdings für die Atmosphäre nachgebaut und werden bald wieder abgerissen. Da ist man hier nicht zimperlich.)
Direkt am Jachthafen steht auch das "Ritz-Carlton"-Hotel, und ein Besuch lohnt sich besonders am Sonntag, denn der Sunday Brunch ist legendär. Normalerweise zeichnen sich die besseren Hotels in den Vereinigten Staaten dadurch aus, dass sie auf Buffets gänzlich verzichten; aber die Veranstaltung im "Ritz-Carlton" hat auch nichts mit einem normalen Buffet zu tun, sondern eher mit einer Art Schlaraffenland, wo zwischen Kaviarbergen und Austerngletschern eine Schokoladenfontäne sprudelt.
Es kann auch Spaß machen, in Marina ein kleines Motorboot zu mieten und den Heimweg zum Santa Monica Pier auf dem Wasser zurückzulegen. Die Seehunde, die auf den Bojen liegen und sich sonnen, sind furchtbar süß und zutraulich. Sie stinken allerdings bestialisch nach altem Fisch. Oder man fährt auf der malerischen Strecke des Pacific Coast Highway im offenen Mietwagen am Meer entlang und schaut, ob man George Hamilton vielleicht beim Sonnenbaden entdeckt.
Und sollte man am Abend Bedürfnis nach lauter Unterhaltung haben, so liegt West Hollywood mit seinem mannigfachen Nachtleben nur wenige Mietwagenmeilen entfernt. Dort kann man jelzinmäßig Martinis trinken. Aber ebenso gut kann man in Venice am Strand liegen und den Wellen zuhören oder mit Surfern anbandeln. Und dann kommt irgendwann Dennis Hopper vorbei oder auch nicht, und jedenfalls wird einem klar, dass es in Kalifornien um Entspannung geht und dass das hier einer der besten Plätze der ganzen Welt ist.