Glasfaser vs. Kabel? Gigabit im Test - Welcher Anschluss ist besser? (2024)

Wie haben wir getestet?

Für unseren Vergleich nutzten wir zwei Anschlüsse von Vodafone und der Telekom, die parallel in derselben Wohnung geschaltet waren. Der Test fand im Spätsommer und Herbst 2020 statt, die protokollierten Vergleichsmessungen im November 2020. Dabei wurden über beide Leitungen in einem zeitlich möglichst geringen Abstand die identischen Speedtest– und Messserver abgefragt.

  • Kabel-Internet: Gigabit von Vodafone im Test
  • Glasfaser-Anschluss: Gigabit der Telekom im Test

Getestet haben wir dabei wie auch ein normaler Nutzer seine Leitung nutzt: Mit einem Windows-Laptop, angeschlossen an ein Cat-6-LAN-Kabel. Weitere aktive Nutzer im Netzwerk gab es zum Zeitpunkt der Tests, die wir protokolliert haben, nicht. Das Setup wurde während der Tests nicht verändert. Zwischen den Messungen der Anschlüsse lagen aufgrund der Vielzahl der Messungen und der Voraussetzung, dass identische Hardware zum Einsatz kommen sollte, wenige Minuten. Zwischen den Tests wurde lediglich das Netzwerkkabel zwischen den beiden Modems umgesteckt.

Ein Speedtest kann nur ein Teil der tatsächlichen Bandbreite abbilden. Das zeigt sich auch im Test. Denn wenn der Server stark frequentiert ist, dann ist das nicht der Leitung anzulasten. Deswegen haben wir bewusst einen bunten Blumenstrauß an Server gewählt, die teils vom speedtest.net-Netzwerk stammen. Aber auch nicht so bekannte Speedtests sind dabei. Neben dem Speedtest von Netflix haben wir beispielsweise auch den Vodafone-eigenen Speedtest genutzt. Aber auch die für Streaming so wichtigen Content-Delivery-Networks (CDN) wie Cloudflare haben wir getestet.

Test 1: Der Büro-Start: Werktags, 8.15 Uhr

Wie schon beim Test der FTTH-Leitung der Telekom und des Gigabit-Anschlusses von Vodafone betrachten wir auch in diesem Test drei Zeitfenster, vergleichen hier aber die Werte unmittelbar miteinander. So wollen wir klären, welche der beiden Anschlüsse tendenziell der bessere ist.

Hier zunächst einmal die Messwerte

Test-ServerDown/Upstream Vodafone in MBit/sLatenz Vodafone in msDown/Upstream Telekom in MBit/sLatenz Telekom in ms
ConsultIX236/5318291/23019
ColocationIX370/5223330/23318
AS250.net667/5323936/2352
Fast.com/Netflix590/519590/22012
Netcologne444/5526438/24012
Cronon940/5322919/2313
Telekom88/5215920/2353
Vodafone316/5338162/23515
Google754/528815/2058
Unitymedia500/5220940/21513
Cloudflare750/4720630/1099
Deutsche Glasfaser/Fastly859/5316826/22614

Deutlich zu erkennen: Beide Leitungen sind technisch in der Lage, mehr als 900 Mbit/s zu liefern. Die Differenz zu den gebuchten 1.000 Mbit/s lässt sich nicht definitiv feststellen, könnte aber auf Intoleranzen beim Messen, zu lange Kabel auf dem Weg zwischen Modem und Rechner oder anderen Faktoren zurückzuführen sein.

Auffällig ist, dass fast immer der Testserver oder der Weg dorthin der limitierende Faktor ist. Denn ist ein Server beim Vodafone-Test deutlich zu langsam, so schwächelt er auch bei der Telekom. Eine Ausnahme bilden hier nur der Testserver der Telekom. Überraschend: Der Unitymedia-Server liefert im Telekom-Netz eine bessere Performance als Vodafone.

Test 2: Die Rush-Hour: Sonntag, 20.30 Uhr

Der Lasttest im Internet. Deutschland nutzt Videostreaming. Und das sagen die Messwerte zweier Gigabit-Anschlüsse dazu.

Test-ServerDown/Upstream Vodafone in MBit/sLatenz Vodafone in msDown/Upstream Telekom in MBit/sLatenz Telekom in ms
ConsultIX40/5323190/23319
ColocationIX48/5422258/23319
AS250.net130/5421634/2353
Fast.com/Netflix180/4711130/20013
Netcologne146/5624245/24012
Cronon43/5228633/2322
Telekom88/5420280/2352
Vodafone30/5418142/23510
Google435/439441/2353
Unitymedia183/4322201/21212
Cloudflare364/482397/1375
Deutsche Glasfaser/Fastly550/5417274/10871

Deutlich zu erkennen: Die Telekom bietet mit Ausnahme der Verbindung zum CDN von Cloudflare sowie bei Netflix und Deutsche Glasfaser/Fastly eine deutlich bessere Performance als Vodafone. Als Vodafone-Kunde bekommst du an diesem Abend der Messung gerade einmal bei zwei der ausgewählten Testserver mehr als 200 Mbit/s. Da aber zumindest ein Test aus diesem Cluster immerhin 550 Mbit/s liefert, ist das vermutlich der allgemeinen intensiven Nutzung des Internets zuzuschreiben. Das erklärt in der Folge auch die schlechten Messwerte bei der Telekom, wo es immerhin zwei Messungen über 600 Mbit/s gab. Technisch hätte uns diese Leitung in jedem Fall mehr liefern müssen.

Test 3: Werktags, 20.30 Uhr

Werktags in den Abendstunden ist das Internet auch am Rande der Belastung, doch die Nutzung ist eine andere als an einem Sonntag. Die Messwerte:

Test-ServerDown/Upstream Vodafone in MBit/sLatenz Vodafone in msDown/Upstream Telekom in MBit/sLatenz Telekom in ms
ConsultIX39/5421311/23320
ColocationIX116/5324344/23218
AS250.net68/5328859/2352
Fast.com/Netflix240/5010260/24016
Netcologne142/5558198/15113
Cronon67/5126867/2303
Telekom122/5420910/2353
Vodafone
Google570/528169/7659
Unitymedia118/5522424/12010
Cloudflare283/5315155/1273
Deutsche Glasfaser/Fastly601/5418293/12884

Auf den ersten Blick zu erkennen: Die Telekom hat deutlich die Nase vorn. Drei Messungen liefern mehr als 850 Mbit/s, keine weniger als 150 Mbit/s. Hier scheint man die Peerings, also die Zusammenschaltungen mit anderen Anbietern, deutlich besser im Griff zu haben als bei Vodafone. Denn auch die Vodafone-Leitung ist in diesem Mess-Cluster in der Lage, um die 600 Mbit/s zu liefern. Das lässt eine deutliche Überlastung des Netzsegments ausschließen. Doch die Messergebnisse in Gänze enttäuschen. Sieben Messungen sind langsamer als 150 Mbit/s. Übrigens stand der im Test gewählte Vodafone-Testserver an diesem Abend nicht zur Verfügung und liefert daher keine Werte.

Der Upstream

Der Sieg für den besten Upstream geht ganz klar an die Telekom. Sie verspricht 200 Mbit/s während Vodafone technisch bedingt schon nur 50 Mbit/s anbietet. Immerhin: Diese 50 Mbit/s erfüllt Vodafone auch fast immer, während es bei der Telekom hier und da mal mehr oder weniger ruckelt. Es gilt aber grundsätzlich: Beide Anschlüsse bietet mehr Upstream als viele Internetkunden im Downstream gebucht haben. Doch wer darauf angewiesen ist, regelmäßig sehr große Datenmengen ins Netz zu schicken und beide Anschlussformen zur Verfügung hat, der sollte zur Telekom greifen.

Die Ping-Zeiten

Insbesondere für Gamer, aber auch für manch andere Anwendungen und ein flüssiges Internet-Surfgefühl sind niedrige Ping-Zeiten relevant. Das sind jene Zeiten, die ein Datensignal benötigt um von deinem Rechner zum Server und wieder zurück zu kommen.

Bei beiden Anbietern kann man hier wenig kritisieren. Insbesondere bei der Telekom gilt in unserem Test, dass die extrem niedrigen Werte von unter 5 ms vor allem der räumlichen Nähe der Server in den Rechenzentren zum Anschluss zuzuschreiben sind. Das alleine ist aber kein Garant für schnelle Ping-Zeiten, wie du abseits des Protokolls gleich lesen kannst.

Generell zeigt sich auch, dass die Pingzeiten bei beiden Anbietern besser sind, wenn die Last im Internet geringer ist.

Abseits des Protokolls

Jenseits der festgelegten Messserver und Testcluster haben wir auch beide Anschlüsse im Alltag genutzt und getestet. Dabei fiel bei der Telekom in Bezug auf die vermeintlich guten Berliner Ping-Werte auf, dass diese nicht in jedem Fall möglich sein. Denn der lokale Internet-Anbieter DNS:net war von der Telekom nicht in unter 10 ms erreichbar.

Bei der gefühlten Nutzung, also der ganz normalen Verwendung der Anschlüsse im Alltag, wirkte der Telekom-Anschluss etwas spritziger. Die angeforderten Webseiten kamen gefühlt schneller auf den Bildschirm, während es bei Vodafone entsprechend etwas träger zur Sache ging. Allerdings: Das ist jammern auf extrem hohen Niveau. Ohne den direkten Vergleich würde man die Vodafone-Nutzung nicht als träge bezeichnen.

Gesamtbetrachtung

Zunächst die gute Nachricht: Komplette Ausfälle oder Störungen könnten wir im Testzeitraum weder bei der Telekom noch bei Vodafone verzeichnen. Der Vodafone-Anschluss machte lediglich einmal während eines Spieltages der Bundesliga am Samstagnachmittag „zicken“, die wir aber nicht weiter eruieren konnten. Ob es hier also eine größere Störung oder ein lokales Problem gab – unklar.

Schaut man sich zunächst einmal die reine Leistung beider Anschlüsse an und lässt die Grundpreise der Anschlüsse außer Acht, so geht der Testsieg klar an die Telekom. Zwar muss auch sie sich den Vorwurf gefallen lassen, dass das gebuchte Gigabit längst nicht immer ankommt und sie dringend an ihren Netzübergabepunkten arbeiten sollte, doch sind die Messwerte in der Regel besser als die beim Kabel-Wettbewerber. Das lässt sich unter anderem mit der verwendeten Technologie, der Glasfaser bis zur Wohnung, erklären. Doch auch das Routing im Netz, eine Stellschraube, die leicht zu beheben sein sollte, gibt hier den Ausschlag. Hinzu kommen die besseren Ping-Werte und der deutlich höhere Upstream.

Das ist der Preis-Leistungssieger

Nun gibt es Gigabit-Anschlüsse aber nicht geschenkt. Daher geht der Preis-Leistungs-Sieg letztlich doch an Vodafone. Zwar ist der ein oder andere Messwert nicht so wie er sein sollte und insbesondere in der Rush-Hour des Internets kommt nicht immer das an, was man erwartet, doch zahlt man für die Leistung auch deutlich weniger. Das Positive zumindest in unserem Fall: Es scheint nicht das Netzsegment zu sein, dass für die Überlastungseffekte sorgt, sondern der weitere Weg im Internet. Das kann eine überbuchte Leitung innerhalb des Vodafone-Backbones, ein vollgelaufener Übergabepunkt oder aber eben auch ein Server sein, der am Limit arbeitet. Auf letzteres hätte weder Vodafone noch Telekom Einfluss.

Zu den Preisen der Anschlüsse: Der getestete Telekom-Anschluss hat eine Grundgebühr von 79,95 Euro. Eine Neukundenpromotion gibt es nicht. Dafür bekommst du 1.000 Mbit/s Down- und 200 Mbit/s Upstream.

Vodafone berechnet für den Anschluss mit 1.000 Mbit/s Down- und 50 Mbit/s Upstream 49,99 Euro. In den ersten sechs Monaten sind es nur 19,99 Euro. In beiden Fällen können weitere Kosten für das Modem beziehungsweise den Router anfallen.

Glasfaser vs. Kabel? Gigabit im Test - Welcher Anschluss ist besser? (1)

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